Untreue aufgedeckt: Wie Handys zur heimlichen Überwachung genutzt werden

Selbst im ausgeschalteten Zustand ist ein Mobiltelefon ein Sender.
In der digitalen Welt hinterlassen wir täglich zahllose Spuren – besonders durch unsere Smartphones. Vielen ist nicht bewusst, dass selbst ausgeschaltete Geräte in bestimmten Fällen noch Signale senden können. Dies wird zunehmend von Detekteien und technisch versierten Personen ausgenutzt, um den Aufenthaltsort oder die Kommunikation einer Zielperson zu verfolgen – sei es ein untreuer Ehemann oder ein misstrauischer Geschäftspartner.
Was Mobilfunkanbieter speichern – und wer darauf zugreifen kann
In Deutschland sind Mobilfunkanbieter wie Telekom, Vodafone oder O2 gesetzlich verpflichtet, sogenannte Verbindungsdaten eine gewisse Zeit aufzubewahren. Das umfasst z. B. Informationen zu Anrufen, SMS, Internetverbindungen sowie Standortdaten. Auf richterliche Anordnung hin dürfen diese Daten an Strafverfolgungsbehörden übergeben werden.
Doch wie Medienberichte zeigen, gelangen solche Daten mitunter auch in die Hände von Privatermittlern – durch Insider in Unternehmen oder über technische Umwege. Für einige hundert Euro können Detekteien Standortdaten oder Kommunikationsverläufe besorgen – diskret und ohne Wissen des Betroffenen.
Dein Smartphone kennt deinen Weg – auch ohne Gespräch
Jedes Mobiltelefon ist im Grunde ein kleiner Funkmast – ständig verbunden mit einer der nächstgelegenen Basisstationen. Auch ohne aktives Telefonieren übermittelt das Gerät regelmäßig Standortinformationen an den Netzbetreiber.
Wie der Sicherheitsexperte Anatolij Klepow berichtet, können moderne Smartphones selbst im vermeintlich ausgeschalteten Zustand geortet werden. Manche Geräte verfügen sogar über eine versteckte „Polizei-Batterie“, die minimal Strom liefert, um ein Signal für spezielle Behörden freizugeben. Das mag übertrieben klingen – ist jedoch technisch nicht ausgeschlossen.
A-GPS & Triangulation: So funktioniert Standortverfolgung
Die sogenannte A-GPS-Technologie („Assisted GPS“) kombiniert Satellitendaten mit Mobilfunkdaten. In Deutschland ermöglichen alle großen Netze eine ziemlich genaue Standortermittlung anhand der Signalstärke zu drei oder mehr Funkmasten.
Ein Beispiel: Wenn sich ein Nutzer durch die Stadt bewegt, lassen sich durch diese Funkzellen seine Bewegungsprofile rekonstruieren – oft auf 100 bis 300 Meter genau, je nach Bebauung und Empfang.
Handy-Ortung durch Drittanbieter – legal oder Grauzone?
In Deutschland bieten Mobilfunkanbieter legale Ortungsdienste an – etwa die „Family-Locator“-Funktion. Voraussetzung: Der zu ortende Nutzer muss dem ausdrücklich zustimmen. Diese Funktionen sind vor allem bei Eltern beliebt, die ihre Kinder im Blick behalten möchten.
Doch in der Praxis umgehen manche Privatdetektive diese Zustimmung. Für mehrere hundert Euro können sie über inoffizielle Wege Aufenthaltsorte ermitteln. Dies geschieht in der Regel ohne richterliche Erlaubnis – und ist rechtlich höchst problematisch, da es gegen das Datenschutzrecht (DSGVO) verstößt.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Eine Frau ließ den Standort ihres Ehemanns durch eine Detektei ermitteln, da sie ihn des Drogenmissbrauchs verdächtigte. Nachdem sie ihn mehrfach „zufällig“ in Bars überraschte, gestand er – nicht ohne Erstaunen über ihre Ortskenntnisse. Die Ehe wurde gerettet, das Geheimnis jedoch teuer erkauft: 500 € pro Standortabfrage.
Warum findet niemand gestohlene Handys?
Hier stellt sich eine berechtigte Frage: Wenn Mobiltelefone auch ohne Akku ein Signal abgeben oder per IMEI identifiziert werden können – warum werden dann gestohlene Smartphones nicht gezielt aufgespürt?
Jedes Handy besitzt eine eindeutige IMEI-Nummer (International Mobile Equipment Identity), die bei Verlust zur Sperrung genutzt werden könnte. Doch obwohl Netzbetreiber Zugriff auf diese Daten haben, ist die Suche nach gestohlenen Geräten in der Praxis selten erfolgreich. Ein Grund dafür: Der Aufwand ist hoch, und viele Polizeibehörden verfügen nicht über die technischen Kapazitäten – insbesondere bei einfacheren Diebstählen.
Smartphones sind längst mehr als Kommunikationsmittel – sie sind auch potenzielle Überwachungsgeräte. In einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft sollten Nutzer sich der Risiken bewusst sein:
- Standortdaten lassen sich relativ leicht nachvollziehen.
- Kommunikation kann im Nachhinein rekonstruiert werden.
- Selbst ausgeschaltete Geräte bieten Angriffspunkte.
Wer also glaubt, mit einem ausgeschalteten Handy sei er „unsichtbar“, täuscht sich gewaltig.