Wi-FAR – Die unterschätzte Alternative für ländliches Internet
In einer Welt, in der digitale Vernetzung längst zur Lebensgrundlage gehört, gibt es noch immer Millionen von Menschen – auch in Deutschland – ohne zuverlässigen Internetzugang. Während Technologien wie 5G, Glasfaser oder das ambitionierte Satellitenprojekt Starlink im Fokus der öffentlichen Diskussion stehen, entwickelt sich leise eine weitere Lösung mit riesigem Potenzial: Wi-FAR.
Was ist Wi-FAR überhaupt?
Wi-FAR steht für "Wireless for FAR Areas" – also drahtlose Internetverbindungen für entfernte und schwer erreichbare Regionen. Die Technik basiert auf dem IEEE-Standard 802.22 und nutzt sogenannte White Spaces: ungenutzte Frequenzbereiche im TV-Band, die eigentlich für terrestrisches Fernsehen reserviert sind.
Diese bislang kaum genutzten Spektren ermöglichen es, Daten über Distanzen von bis zu 30 Kilometern zu übertragen – kabellos, stabil und unabhängig von klassischen Mobilfunknetzen.
Wi-FAR im Vergleich: Vorteile gegenüber WLAN & Mobilfunk
| Technologie | Reichweite | Geschwindigkeit | Zielgruppe |
|---|---|---|---|
| 2,4 / 5 GHz WLAN | max. 50–100 m | bis 1 Gbit/s (theoretisch) | Innenräume, Kurzstrecke |
| LTE / 5G | je nach Ausbau | bis 1 Gbit/s | Städte, Ballungszentren |
| Wi-FAR | bis zu 30 km | ~22 Mbit/s pro Kanal | ländliche, abgelegene Gebiete |
Wi-FAR ist nicht dafür gedacht, mit urbanem 5G oder Glasfaser zu konkurrieren. Aber überall dort, wo Netzausbau unrentabel ist – in Dörfern, Bergregionen oder auf Inseln – kann Wi-FAR zu einem echten Gamechanger werden.
Warum Wi-FAR gerade jetzt relevant wird ?
Über 5 Milliarden Menschen weltweit sind laut ITU noch offline
In Deutschland gelten laut Breitbandatlas immer noch mehr als 2 Millionen Haushalte als unterversorgt
Der ländliche Raum leidet zunehmend unter digitaler Ausgrenzung, was Bildung, Arbeit und medizinische Versorgung betrifft
Starlink ist zwar flexibel, aber teuer und für viele Regionen (z.B. Afrika, Südostasien) derzeit nicht skalierbar
Wi-FAR bietet hier eine kosteneffiziente und skalierbare Alternative
Anwendungsbeispiele – Wo Wi-FAR den Unterschied machen kann
- Dörfer und Weiler ohne DSL-Ausbau – z.B. in Teilen Bayerns, Mecklenburg-Vorpommerns oder der Eifel
- Agrarwirtschaft (Smart Farming) – stabile Verbindung für Sensorik und Maschinensteuerung
- Katastrophenschutz / temporäre Einsätze – z.B. bei Hochwasser oder Waldbränden
- Flüchtlingsunterkünfte & temporäre Lager – schnelle Internetanbindung ohne feste Infrastruktur
- Internetanbindung in Entwicklungsländern – Bildungsprojekte, Telemedizin, NGOs
Datenschutz & Sicherheit: Nicht ohne Kontrolle
So viele Vorteile Wi-FAR auch bringt – es darf nicht übersehen werden, dass unkontrollierte drahtlose Signale auch ein Sicherheitsrisiko darstellen können. In Bereichen wie:
- Justizvollzugsanstalten
- Militärischen Einrichtungen
- Geheimschutzstufen-behafteten Behörden
ist es wichtig, gezielt mit WLAN-Störsendern (Wi-Fi Jammers) oder intelligentem Frequenzmanagement zu arbeiten.
Wi-FAR ist kein Hype, sondern eine stille Revolution
Die Idee von Wi-FAR ist nicht neu, aber aktueller denn je. Im Schatten von Gigabit-Versprechen und urbanen Pilotprojekten könnte diese "alte neue" Technologie den entscheidenden Impuls liefern, um endlich digitale Gleichberechtigung zu schaffen – weltweit.
Nicht jeder braucht 1 Gbit/s. Aber jeder Mensch verdient eine stabile, bezahlbare und zugängliche Verbindung zur digitalen Welt.
